Der schwere Rucksack drückt mächtig auf den Schultern, irgendwer hat Blasen an den Füßen, Durst quält, weil wieder alle Einkehrmöglichkeiten geschlossen sind. Macht nichts, gute Laune haben wir immer im Gepäck! Begonnen hat alles mit dem Harzer Hexensteig. Vogtland - Panoramaweg, Altmühltal, Schwarzatal, Goetheweg, Europäischer Wasserscheideweg in Franken - das waren so einige Ziele. Nein, nicht zur Walpurgisnacht! Immer ein Wochenende um Himmelfahrt. Unsere erste Chefin war Marion. Um die 30 km betrugen unsere Tagesetappen. Aber wir sind alle älter geworden. Irgendwann wurde Heidrun zur Oberhexe gekürt. Sie macht ihre Sache auch ganz prima, hält die Mädels - Schar zusammen. Touren sind jetzt auf rund 20 km geschrumpft und die Truppe hat sich etwas verjüngt. Unser Markenzeichen ist aber noch immer das orangefarbene T-Shirt mit der Aufschrift: „Thüringer Hexen“.
In diesem Jahr war der geschichtsträchtige Kyffhäuser, auch kleiner Bruder des Harzes genannt, das Ziel. Heldrungen – Sennhütte - Kelbra - Bad Frankenhausen – Bretleben.
Romantische Buchen und Eichenmischwälder, weite Streuobstwiesen, steppenartiger Trockenrasen, blanke Gipfelfelsen, Orchideen, berauschende Rundblicke - wir haben es genossen! Wandern im Kyffhäuser ist aber immer noch ein Geheimtipp. Eigentlich sind die Wanderwege gut ausgeschildert, aber das kennst du sicher auch. Nach der Karte führt der Weg links am Wald vorbei, die Markierung weist in den Wald, wo der Weg dann im stachligen Brombeergestrüpp endet.
Ein Höhepunkt war natürlich der Besuch des Kyffhäuserdenkmals mit seinen schaurigen Geschichten. 81 m hoch thront es über der Landschaft und dann noch der grandiose Rundblick über die Goldene Aue bis zum Brocken im Harz. Das Wetter hat es gut mit uns gemeint. Immer bergauf ging es zum Schlachtenberg, wo vor 500 Jahren bitterarme Bauern verzweifelt für ein besseres Leben kämpften. Heute leuchten die bunten Blüten einer riesigen Bienenwiese. So schön kann Leben sein! Natürlich haben wir auch das größte Rundgemälde Deutschlands besucht (im Volksmund Elefantenklo), das großartige Bauernkriegspanorama von Werner Tübke. Auf 123 m Länge und 14 m Höhe bevölkern 3 000 Figuren das Kunstwerk. Viel Zeit braucht man zum Staunen, Entdecken und Sattsehen. Und dann war da noch die liebevolle Stadtführung durch das malerische Bad Frankenhausen. Das Städtchen hat einige kulturhistorische Sehenswürdigkeiten zu bieten. Dazu gehört auch der schiefe Kirchturm, er soll ja höher als der Turm von Pisa sein. Am Anfang ein teures Ärgernis, heute eine Touristen Attraktion.
Wo wir geschlafen haben? Im uralten historischem Gasthof Kämmerlein auf dem Dachboden, alle zusammen im gemütlichen Schneewittchen Zimmer. Wandern im Kyffhäuser - fahre doch mal hin und erkunde das idyllische Fleckchen! Es lohnt sich bestimmt. Ein dickes Dankeschön an unsere Oberhexe Heidrun, hat sie doch 12 Hexlein über 76 km sicher geführt, alle Übernachtungen organisiert und uns immer bei guter Laune gehalten.
Ute Ritter